Mir hi bim Christian Däpp, Gmiindspräsident Aeschi nachigfragt...
Christian Däpp, Gemeindepräsident Aeschi, Holzbau-Unternehmer Däpp Holzbau GmbH, stellt sich unseren Fragen...
- Stell dich bitte kurz vor. Wer bist du, was verbindet dich mit dem Schwingsport allgemein und mit dem Chemihütte-Schwingfest? Christian Däpp-Regez, Gemeinde- und Gemeinderatspräsident Aeschi, führe einen kleinen Holzbaubetrieb und bilde Lernende aus. Schwingen ist viel mehr als nur Sport. Für die Schwinger selbst – und so sehe ich das auch – ist es eine Lebensschule. Das zeigt sich oft schon bei den ganz Kleinen: Sie müssen entweder "schmerzhaft" lernen, Niederlagen anzunehmen und damit umzugehen, oder sie dürfen sich zwar über einen Sieg freuen, lernen aber früh, dies ohne überschwängliches Feiern und mit Respekt gegenüber dem Verlierer zu tun. Ja, damit ist eigentlich schon vieles gesagt: dieser vorbildliche Umgang mit dem Nächsten, der ehrliche und direkte Zweikampf, bei dem die Regeln akzeptiert werden, der Respekt und die Fairness, die dem Gegner entgegengebracht werden, sowie die Bescheidenheit im Sieg. Beim Schwingen wird vieles vorgelebt, was wir im Alltag öfter nachahmen könnten – und von dem sich auch die Politik eine dicke Scheibe abschneiden dürfte. Natürlich bedeutet Schwingen für mich auch Geselligkeit, gemeinsames Feiern und «zäme Früüd ha». Hier in der Chemihütte – sozusagen zu Hause – ist das vielleicht noch etwas intensiver und bedeutungsvoller als anderswo. Seit ich mich zurückerinnern kann, ist dieser meist letzte Septembersonntag bei mir für den Chemihütteschwinget reserviert – sei es als Jodler oder als einfacher Festbesucher.
- Schwingen- für welche Werte steht dieser traditionelle Schweizer Sport?
Schwingen ist schweizer Volkskultur, ist Lebensschule für Aktive, fairer aufrichtiger Kampf, Respekt und Anerkennung dem Gegenüber. Vor allem ist der Schwingsport, oder viel mehr die Schwingerfamilie ein grosses Vorbild von Zusammenhalt. - Dein erster Gedanke, wenn du an das Chemihütte-Schwingfest denkst und was bedeutet dir das Chemihütte-Schwingfest persönlich und als Gemeindepräsident?
Mein erster Gedanke… ist mehr ein Gefühl, ein gutes Gefühl. Es tut gut, ist sowohl freudig wie wohltuend. Das eigentlich einfache, herrlich bodenständige Fest an schönster Lage mit den vielen Einheimischen die das Fest Zuhause schätzen und entsprechend feiern. Ja, was will man mehr- sowohl als Däpp Chrigel „vo Schidmatti“ wie auch als Gemeindepräsident. Sicher – als Gemeindepräsident kommt da durchaus auch Stolz hinzu. Stolz und Dankbarkeit darüber, dass es Aeschi seit nunmehr 50 Jahren schafft, ein so schönes Fest zu bieten. Dankbarkeit, dass in Aeschi, hier vor allem zwischen der Schwingersektion und der Chemihütte genügend „Zäme u Mitenand“ vorhanden ist, dass solche Anlässe nicht nur bestehen bleiben sondern als wunderschöne Tradition gelebt werden. Da darf ich als Gemeindepräsident gewiss mehr als stolz sein und mich freuen, im Wissen dass das alles keine Selbstverständlichkeit ist. - Weisst du noch, wann du das erste Mal am Chemihütte-Schwinget warst? Was war für dich als Bub das Faszinierendste am Fest?
Ich durfte jeweils mit meinem Vater mit, wenn er als Jodler dabei war. Es war damals wie heute „äs schöns Wucheend“. Vielleicht wäre ich als Bub gerne einmal etwas früher nachhause gegangen und heute gibt es Tage danach, an denen ich froh wäre – wäre ich doch ein wenig früher heim ;-) Das beweist das es immer noch zu schön ist um… - Gibt es lustige oder besondere Geschichten, die unvergessen bleiben?
Als Schulbub durften wir damals auf den Tribühnen mit Bränten Kaffee Luz an die Zuschauer verkaufen. Da habe ich mich einmal ungeschickt gebückt, hm… ich weiss nicht was danach mehr aufgefallen ist, dass ich über die Schultern hinab nass war oder der Duft der mich umgeben hat…? - Weisst du, ohne nachzuschauen, wer das Chemihütte-Schwinget bei der ersten Durchführung im Jahr 1972 gewann?
Ja das ist Schärz Hanspeter. - Wie würdest du die besondere Atmosphäre dieses Festes beschreiben?
Heimelig, wohlig, bodenständig, zufrieden… einfach schön. - Was macht das Chemihütte-Schwingfest im Vergleich zu anderen Schwingfesten einzigartig?
Es ist unser „Heimfest“, klein aber fein. Man kennt nicht nur die Organisatoren und Krampfer, auch unter den Besuchern trifft man noch mehr Bekannte und geschätzte Menschen als an anderen Schwingfesten. Es ist der Abschluss der Schwingfestsaison, auch die Schwinger sind entsprechend gelassener und in Feierlaune. Nicht selten werden hier auch Schwingerhosen an den Nagel gehängt. Dies sind immer emotionale Momente, sicher für die ganze Schwingerfamilie aber vor allem für die einzelnen Schwinger grosse und bleibende Momente. - Wie hat sich das Fest aus deiner Sicht über die Jahre verändert?
Auch wenn die Chemihütte und die Schwingersektion ihre Organisation und Angebot, stetig den neuen Begebenheiten anpassen, es ist und bleibt ein urgemütliches schönes Fest vor der eigenen Haustüre. - Welche Bedeutung hat die Schwingersektion Aeschi für das Chemihütte-Schwinget? Was kannst du zur Schwingersektion Aeschi sagen?
Ohne Schwingersektion kein Schwingfest. Den Chemihütteschwinget gibt es nur dank oder als Symbiose Schwingersektion Aeschi und der Chemihütte. Ich staune und bewundere, wie es die Schwinger Jahr für Jahr schaffen, solch einen Sportanlass zu organisieren. Es gibt ja weit mehr zu tun, als einfach Sägemehl zu beschaffen. Es braucht: Kampfrichter, Speakter, Parkwächter, WC-Reiniger, Billette-Verkäufer, Täfelibuebe, Gabentempelbewacher und und und… nicht zu vergessen sind all die baulichen Aufgaben. Aber es funktioniert einfach. Jahr für Jahr haben – finden die Schwinger genügend Leute, um all dies zu leisten. Das zeugt von grossartiger Organisation «u me Zäme» für Sport, Tradition und Geselligkeit, wie es wohl ausser der Schwingerfamilie kaum jemand zustande bringt. Ja, da staunt der Laie, und der Fachmann wundert sich. "U ig bi dankbar isch es nach wie vor wie`s isch. Ifach äs schöns Fescht wo wyt über Aeschi us beliebt u bekannt isch. Danke allne Beteiligte".
- Welche Bedeutung hat das Restaurant Chemihütte für das Schwingfest?
Ohne Chemihütte, kein Schwingfest, oder zumindest kaum in diesem Rahmen. - Wie würdest du die Rolle der Familie Christen/Lehmann und Team über all die Jahre beschreiben?
Beständig, verlässlicher (mit) Treiber über ein halbes Jahrhundert hinweg. „Chrischtes“ haben aus meiner Sicht grossen Anteil daran, dass unser lokales Brauchtum lebendig ist und gefeiert werden kann. Sie leisten einen grossen Beitrag zu Aeschis Zusammen- und Vereinsleben. Denn, seit ich denken kann unterstützt die Chemihütte auch viele andere Vereine mit ihren unkomplizierten und grosszügigen Dienstleistungen. - Deine liebste Chemihütte-Mahlzeit (allgemein, unabhängig vom Schwingfest); was müssen Besucher unbedingt versuchen?
Das Cordon Bleu, das genauso fein wie gross ist. Und ja, es ist GROSS. - Gibt es ein typisches Chemihütte-Gericht oder Getränk, das untrennbar mit dem Schwing-Fest verbunden ist?
Ohne Hamme und oder Chesbrätel wäre es für mich kein Chemihütteschwinget. - Was wünscht du dir für die Zukunft des Chemihütte-Schwingfests?
Weiter so. „Zäme am gliche Strick oder äbe im gmeinsame Ring für ä richtig schöni Tradition, dr Schwingsport u üsi Volkskultur“. - Deine Grussworte an das Team vom Restaurant Chemihütte und an die Schwingersektion Aeschi
Ein halbes Jahrhundert lang gemeinsam ein erfolgreiches Fest organisieren und durchführen. Was gibt es da zu sagen? Freude, Bewunderung, Ehrfurcht. Mir ist sehr wohl bewusst, dass so etwas nicht Zufall ist und auch nicht von selbst kommt. Dahinter stecken unzählige Stunden, unermüdlicher Einsatz und viel viel Arbeit und was wohl trotz allem das Schönste an der Geschichte ist: Das fast unendlich viele Herzblut und der Zusammenhalt der in dieser gemeinsamen „Sache“ steckt. Die richtigen Worte dies zu würdeigen fehlen mir wohl, so ziehe ich einfach den Hut vor allen Beteiligten.
- Kraft oder Technik? Technik
- Erster Gang oder Schlussgang? Schlussgang
- Angriff oder Abwarten? Angriff
- Bur oder Brienzer? Brienzer
- Bier, Wein oder Rivella? Bier
- Bratwurst oder Cheesbrätel? Gerne Cheesbrätel
- See oder Berge? Berge, die sehe ich auch von zuhause aus und sind mir seit je nahe.
- Frühaufsteher oder Nachteule? Frühaufsteher, …der frühe Vogel fängt ja bekanntlich den Wurm.
Härzligä Dank Chrigel!