Gertrud, Monika u Beat verzelä...
Wer beim Restaurant Chemihütte, Aeschiried ankommt, wird sofort belohnt: mit einer einmaligen Aussicht über den Thunersee und die umliegende Bergwelt. Doch das Restaurant Chemihütte ist weit mehr als ein Ausflugsrestaurant mit herrlicher Lage – sie ist ein Stück gelebte Dorfgeschichte. Vor gut 57 Jahren fasste Paul Christen in einer Silvesternacht den Entschluss, ein Restaurant zu bauen. Was damals kühn schien, wurde bald Realität: Das Restaurant Chemihütte eröffnete am 26. Dezember 1970 seine Türen – und entwickelte sich vom „Tropfsteinhöhle“-Provisorium zum beliebten Treffpunkt für Einheimische, Gäste und Vereine. Tropfsteinhöhle wurde damals das provisorische Restaurant im Untergeschoss genannt, weil die Betondecke unregelmässig verdichtet war und daher Wasser eindrang, der Name Chemihütte geht auf eine Feuergrube mit einem Grill in der Mitte des Lokals zurück, deren Rauch durch die «Chemihütte» entweicht. Heute führen Monika Lehmann und Beat Christen den Betrieb gemeinsam mit ihrer Mutter Gertrud Christen, die alle nur liebevoll „Chemihütte-Grosi“ nennen. Besonders eng verbunden ist die Chemihütte mit dem Schwingsport. Paul Christen, Mitbegründer der Schwingersektion Aeschi, holte «ds Chemihütte-Schwinget» im 1972 zum ersten Mal auf Aeschiried.
Seither gehört es fest zum Jahresprogramm – ein Treffpunkt für Schwingerfreunde, Einheimische und Gäste aus der ganzen Region. Paul und sein Sohn Beat Christen waren zudem beide aktive Schwinger, Beat konnte im Jahr 1990 den Sieg «hiim bringä», auf eigenem Grund und Boden- im Schlussgang gegen Daniel Krebs, Herzwil. Zudem stand Beat im Jahr 1994 mit Christian von Weissenfluh im Schlussgang, musste sich aber hier das «Sägemehl vom Rücken wischen» lassen. Neukranzer darf sich auch Florian Christen, Sohn von Beat Christen nennen, der am Oberländischen Schwingfest in Adelboden stark auftrat.
Gertrud, Frau des verstorbenen Paul Christen und Mutter von drei Kindern, immer noch eine wertvolle Unterstützung im Restaurant Chemihütte erzählt, wie sie schon zu ledigen Zeiten den Schwingsport mitverfolgt hat und sich darin auch gut auskannte. Wenn es ihre Zeit zuliess, war sie auch an Schwingfesten mit dabei und hat später ihren Mann Paul bei seinem Engagement zugunsten des Schwingsports stets unterstützt. «Mi Enkelin Mirjam het früier a vielnä Schwingfescht chönä tiilnä, aber das giit itz o nimme. Sit si hiä ir Chemihütte schaffet, lahts ihri Ziit nid zuä. Si het sig nid drfür amnä Sunntig frii ds nä für anes Schwingfescht ds ga. Drum duet si de albä am Abä im Fernseh d Wiederholig guggä, wesi dahiimä isch. Si kennt ä jedä Schwinger, vo A bis Z, si wiis sogar welä wels Hemli triit», so Gertrud.
Monika Lehmann, geborene Christen und älteste Tochter von Gertrud und Paul ist mit dem Schwingsport natürlich auch stark verbunden. «Mir Chind si hiä ufgwagsä, Vater het scho gschwungä, u speter Beat. Mir si also mit däm Betrieb u äbä mitem Chemihütte-Schwinget gross wordä». Auch wenn ihr der Schwingsport sehr gut gefällt, verfolgt sie diesen nicht ganz so genau wie andere Familienmitglieder, da ihr einerseits die Zeit fehlt und ihr auch noch andere Dinge gefallen und interessieren. «Di guetä Schwinger kenneni u "fähnä" o für si u natürlig di Ihiimischä, die jungä vo Aeschi wo am cho si u Flo wo umi duet schwingä, das rückt de ds ganzä umi chli necher a mi härä» meint Monika. Mit Kilian Wenger gab es grundsätzlich einen Aufschwung im Schwingsport, meint Monika.
Beat Christen, der mittlere der drei Christen-Kinder erzählt von damals, seiner Kindheit und jungen Erwachsenenjahren. «Zu mir Ziit isch halt no chli anders gsi weder hüt. Hüt sägä di jungä was si wi machä. Denzumal hets ghiisä du tuesch schwingä. Äs het denn i üser Region o nid viel anders gä, weder Schwingä u Schifahrä. U für ds Schifahrä ischmä de öpä chli ds schwerä u gstabeligä gsi u de isch dr Schwingsport chli naheliegender gsi. Hüt isch das als chli anders, da cha jedä sälber entschiidä waser wot machä u das söll o so si. I ha als Schwinger gueti Zitä ka o Erfolgä dörfä fiirä u heti vilech sogar no meh chönä erreichä, weni chli trainigsfliisiger we gsi. Immerhin simer itz drü Christens wo all hi chönä ä Chranz machä». Zudem haben Vater Paul und Sohn Beat beide am Oberländischen Schwingfest in Aeschi «ä Chranz gmacht, Vater im 1961 u ig im 1993».
Beat erzählt, wie das Chemihütte-Schwinget zustande kam. Früher gab es noch das Suldtal-Schwingfest, danach eins beim Mustermattli. Da kam Paul Christen mit dem Restaurant Chemihütte ins Spiel. «Da wo dr Schwingplatz hüt isch, isch früier ä Hofstatt gsi u ä abheltigä Platz, so isch dr Schwingplatz paar Jahr uf em Land vor Erbegminschaft Lengacher gsi. Das isch natürlig chli witer furt gsi vom Restaurant als hüt. U de het du ds iintä ds anderä ergä. Vater het du gsiit, chum mir tüä diä Büüm ummachä u tüä dä Schwingplatz äbä machä u vergrösserä. U so het das agfangä. U irgendwenn ämal het mä du am Morgä agfangä u o mit denä Gäschteschwinger. Mi het ging ä chli Bezug ka zu dä Cham-Ennetsee-Schwinger. De hets de o bricht, das dr Schwingerkönig Harry Knüsel isch cho schwingä hiä. U dr Bettschard Leo. Das isch de schono speziell gsi denn».
Zu Beginn sei man, anders als heute, erst am Nachmittag ins Sägemehl gestiegen. Gertrud erinnert sich noch an die Zeiten ganz am Anfang, als der Schwingplatz eben noch weiter entfernt bei Lengachers war: «Ä Chrampf isches gsi am Afang, als hesch müessä hin u här bringä. U de het du umi öpis gfehlt u hesch umi zrügg zum Restaurant müessä. U i wiis no, dass d Stimig sehr guet isch gsi. I mag mi bsinä das aller uu früd hi ka u ä huufä Ihimischi si da gsi. Für d Chind isch das öpis gsi denn. De sis vo iim zum anderä, hi müessä hälfä u hi de o gluseret. Aber wi gsiit, äs isch mühsam gsi, mi het als müessä häräschliipfä». Monika erinnert sich, dass ihr Götti, Hans-Peter Schärz, Aeschi erster Festsieger wurde. Im Schlussgang stand er dem Freiburger Alfons Mauron gegenüber. Gertrud meint: «dasch erfreulich gsi, dass denn gad ä Aeschiner ds Schwingfescht gwunä het. Dasch schono speziell gsi». Nach Hans-Peter Schärz im 1972 und Beat Christen, im 1990, konnte noch ein weiterer Aeschiner am Chemihütte-Schwinget triumphieren, nämlich Peter Lengacher im 1983.
«Ä huufä Hamä mit Brot» habe man verkauft damals. In den besten Jahren hätten sie 30 ganze Hamme benötigt. «Also Buurehamä, wohlbemerkt, net diä Hamme vo hüt, speter het mä de o Spatz verchuuft». Viele Gäste möchten schon im Voraus wissen, ob der «Chemihütte-Spatz» wieder angeboten wird. Früher wurden 100-120 kg Fleisch benötigt, heute braucht es keine 30 kg mehr. Die Festwirtschaft wurde damals geteilt, in der linken Hälfte gab es «Suppä-Spatz» und in der rechten Hälfte «Gschnätzlets u Härdöpfelstock». Und wenn zwei gekommen sind und nicht dasselbe essen wollten, «de sisi halt net zämäghocket, dasch niä äs Problem gsi», meint Beat.
Der Aufwand für das Team vom Restaurant Chemihütte ist vor und während des Anlasses sehr gross. Monika erzählt, dass sie alle Mitarbeiter aufbieten muss, «äs mues ifach luufä». Die Aufgabenteilung läuft sozusagen nach Gewohnheitsrecht. Beat ist für den Aufbau der Infrastruktur Festwirtschaft resp. für das Material zuständig und bereitet den Stall zusammen mit seiner Frau Susanna vor, hier befinden sich nämlich die Garderobe, Duschen und das WC für die Athleten. Zudem ist Beat zuständig für die Gaben und steht jeweils mit der Schwingersektion Aeschi in Kontakt während Monika für das Personal und alles Administrative, wie Bewilligungen, Arbeitspläne, Einteilungen, Abrechnungen besorgt ist. Die letzte Woche vor dem Fest sei am intensivsten. Letztes Jahr standen total 50 Mitarbeiter auf dem Platz, um den Besuchern gerecht zu werden. Alle Mitarbeiter werden regulär entlöhnt und dürfen sich kostenlos verpflegen. Einige, die «Suppe Spatz» schöpfen, eine halbe Stunde über den Mittag, tun diese stets ehrenamtlich. Probleme habe sie keine, genügend Mitarbeiter zu finden, da die älteren die jüngeren jeweils mitziehen, diese wachsen in die Aufgaben hinein. Früher standen aber auf dem Platz fast alles ehrenamtliche Helfer, diese hat man zum Dank auf ein Essen oder ein Reisli eingeladen und nach 10 bis 15 Jahren hätten sie dann ein Geschenk erhalten, eine Glocke beispielsweise. Glücklicherweise hat man einen grossen Helferstamm, auf welchen man für das kommende Oberländische Schwingfest im 2030 zurückgreifen kann.
Die Zusammenarbeit mit der Schwingersektion Aeschi läuft gut. Der Platz ist «grundbuechet», den stellt Beat zur Verfügung und das Schwingerhüttli gehört der Schwingersektion Aeschi. Zudem betont Monika, dass die Zusammenarbeit mit ihren Lieferanten sehr gut funktioniert. Auf die Metzgerei Lengacher, die Bäckerei Graber und Getränke Trachsel könne man sich verlassen, man sei ein eingespieltes Team und arbeite gerne mit ihnen zusammen.
Worauf sie sich jeweils am meisten freuen, erzählen die drei: «Ig fröiä mi uf die vielä vielä Lüt, womä umi Mal gseht u wes tönt sälü wi giits u wes ifach luuft. Aber bis es de richtig losgitt, isch albä scho happig» meint Gertrud.
«I bi albä überglücklech am Mentig am Abä, we ds Wätter mindeschtens troche isch gsi u als ufallfrii u guet isch über d Bühni gangä u wemä ussäfür als wäggrumt het, will äs si strengi Tagä mit wenig Schlaf u huufä Vorberiitig» erzählt Monika. Sie freut sich dieses Jahr auch wieder auf das Schwyzerörgeliquartett Bärgmoos. «Si chömä sit vielnä Jahr am Abä cho ufspielä u ladä zum Tanz i, si si dis Jahr o scho ds 20. Mal ir Chemihütte, also äs witers schöns Jubiläum».
Beat meint, «ja i schliessä mi dr Monika a, am Mentig am Abä isch mä froh we als guet gangä isch. U äs isch natürlig scho schön, we mä all di Lüt umi gseht u we si u di anderä Gescht zfridä si mit allem aber vorallem o miter Verpflegig. Oder wesi sägä, du gäll, i chumä de umi cho Spatz ässä. U när gsehsch o di Schwinger. U wedä sälber o scho hesch chönä ufm iigetä Platz gwinä, ischs de scho speziell. U dis Jahr si di ehemaligä Sieger igladä, das wird sicher ä flotti Sach».
Auf die Frage, wie sich der Schwingsport in den letzten Jahren und Jahrzehnten entwickelt hat, meint Beat: «früier hi mir zwü Mal ir Wuchä trainiert u vilech iis ä Vitaparcours gmacht. Churz nach mirä Schwingerziit hets mitem Mentaltraining agfangä u hüt machä di jungä Schwinger Chrafttraining u investierä ä huufä Ziit dri ini».
Auf die Frage, ob die drei damals geahnt hätten, dass sie mal das 50. Chemihütte-Schwinget feiern können, meinen sie: «ni, das himer nid. Mir hi ifach vo Jahr zu Jahr gugget».
Für die Zukunft wünschen sich die drei, eine weiterhin so gute Zusammenarbeit mit dem Schwingerverein Aeschi und viele Helfer.
Härzligä Dank Gertrud, Monika u Beat!